
Was sind deiner Meinung nach die Vorteile, in einem kleinen Team wie Raskin Apps zu arbeiten?
Cathrin: In unserem Team arbeiten wir interdisziplinär – auf eine Weise, wie sie in grösseren Organisationen kaum möglich ist. Jede und jeder trägt mehrere Hüte: Analyse, Beratung, Design. Das verlangt einiges, denn es bedeutet, über den eigenen Kernbereich hinauszuwachsen. Gleichzeitig fördert es eine ganzheitliche Denkweise: Ich betrachte Projekte nicht nur aus meiner Disziplin heraus, sondern auch aus anderen Perspektiven.
Die Eigenverantwortung ist in einem kleinen Team sehr ausgeprägt: Jeder Beitrag zählt, es gibt keine bürokratischen Ebenen, die deinen Einfluss verwässern. Wenn ich ein UX-Konzept entwickle, plane ich gleichzeitig meinen Tag, organisiere Usability-Tests und begleite das Projekt bis zum Launch. Dieses Hands-on-Engagement hat meine fachliche und persönliche Entwicklung beschleunigt.
Entstanden sind eine echte Verbundenheit und ein familiäres Wir-Gefühl. Wir kennen uns und unsere Arbeitsweisen genau, teilen kurzfristige Hürden und freuen uns gemeinsam über Erfolge. Gegenseitige Unterstützung und kleine Kurskorrekturen halten unseren Schwung konstant.
Welche Eigenschaften in einem Projekt wecken dein Interesse? Welche Herausforderungen reizen dich?
Cathrin: Wenn Kund*innen und Teamkolleg*innen auf derselben Wellenlänge sind, entsteht eine Zusammenarbeit, die auf Vertrauen und gegenseitigem Verständnis basiert. Dieses gemeinsame Verständnis ermöglicht es, nicht nur UX-Lösungen zu liefern, sondern auch nachhaltige Beziehungen aufzubauen.
Interdisziplinäre Herausforderungen sind mein Terrain. Ich wende Design Thinking nicht nur auf User Interfaces an, sondern auch auf Services und Prozessabläufe. Wenn zum Beispiel «Microsoft Planner» bei zehn Mitarbeitenden unübersichtlich wird, baue ich zeitnah einen Prototyp in «Monday.com», teste ihn mit ein bis zwei Kolleg*innen, optimiere anhand des Feedbacks und führe die Lösung dann teamweit ein. Die Faszination liegt darin, mit simplen, direkten Erfolgen Unordnung in Ordnung zu verwandeln.
Langfristige Partnerschaften motivieren mich besonders. Ich wachse gern gemeinsam mit Kund*innen, entwickle Strategien weiter und gewinne über Monate, gar Jahre hindurch Vertrauen.
Vor sechs Jahren beispielsweise startete ich als UX-Designerin in einem internationalen Team für eine Event-Organisationsplattform. Ich übernahm sukzessive das Requirements Engineering, leitete das UX-Team und wurde schliesslich Product Owner.
Welche Rolle spielt UX in den verschiedenen Projekten und Rollen, die du innehattest?
Cathrin: UX ist keine Insellösung. UX ist eine Methodik, die überall anwendbar ist. Ob du User Journeys skizzieren oder interne Prozesse optimieren willst: Zuerst versuchst du, das Problem wirklich zu verstehen, bevor du eine Lösung entwickelst. Dieses Vorgehen verhindert, sich zu früh mit der erstbesten Idee zufriedenzugeben, und führt stattdessen zur wirkungsvollsten Lösung.
Prototyping bedeutet für uns weit mehr als visuelle Mock-ups. Wir entwickeln Prozessprototypen, um neue Abläufe frühzeitig zu testen – von Checklisten bis hin zu Stakeholder-Interviews –, lange bevor erste Screens entstehen. Auch Contextual Inquiry gehört dazu: Wir beobachten aktiv, wie Menschen tatsächlich arbeiten, um Pain Points zu erkennen, die in klassischen Umfragen verborgen bleiben. Testen ist dabei zentral.
Als sich zeigte, dass unser bisheriges Tool nicht mehr zu unseren Anforderungen passte, haben wir nicht einfach eine neue Lösung verordnet. Stattdessen entstand ein funktionaler Prototyp, den wir iterativ weiterentwickelten – mit echtem Nutzerfeedback und laufender Anpassung. So wurde die Einführung nicht nur reibungslos, sondern auch von den Beteiligten mitgetragen. Diese Haltung – experimentieren, lernen, verbessern – ist für uns essenziell. Sie macht UX nicht nur effektiv, sondern lebendig.
Im Kern geht es bei UX sowohl um Empathie als auch um kritisches Denken. Du schlüpfst in die Schuhe anderer, stellst die richtigen Fragen und reflektierst kontinuierlich. Ob du ein Kundenportal gestaltest oder interne Abläufe straffst: Diese Kernkompetenzen heben jedes Projekt hervor und sorgen dafür, dass Lösungen wirklich bei den Usern ankommen.
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